Vitaminmangel in Deutschland

Ist Vitaminmangel ein Thema in Deutschland?

Die Supermarktregale sind voll mit (glaubt man den Werbeaussagen auf der Verpackung) gesunden, vor Vitaminen strotzenden Lebensmitteln. Die Obst- und Gemüseabteilungen nehmen einen gar nicht mal so kleinen Platz in den Märkten ein. Vorgefertigte Smoothies, Fruchtsäfte und probiotische Joghurt- und Milcherzeugnisse laden zum Kauf ein.

Es fällt daher schwer, in diesem Zusammengang an Mineralstoff-  oder gar Vitaminmangel hier in Deutschland zu denken.

Von „offizieller“ Seite  heißt es seit Jahrzehnten, Vitaminmangel sei in Deutschland bei einer abwechslungsreichen und ausgewogenen Ernährung unbekannt. Orthomolekular-Mediziner (speziell ausgebildete Therapeuten, die auf Vitalstoffversorgung spezialisiert sind) hegen hier schon lange Zweifel, zeigen doch die Blutuntersuchungen in unseren Praxen, dass sehr viele Menschen unterversorgt sind. So habe ich der letzten Zeit bei vielen untersuchten Patienten nur wenige Menschen gehabt, die keinen Vitamin-D-Mangel hatten (ohne etwas einzunehmen). Auch bei anderen Vitaminen, wie z.B. die aus der B-Gruppe, sind die Spiegel oft zu niedrig. Sogar Mineralstoffe wie Magnesium, Kalium oder Jod sind oft im Mangel – und das hat Folgen. Die gesetzlichen Kassen bezahlen die Untersuchungen und die notwendigen Vitamine nicht, weil sie die Kosten fürchten und sich hinter der politisch motivierten Aussage verstecken, in Deutschland wären alle gut versorgt.

Aber wie sieht es in der Realität aus?

Im Dezember 2017 veröffentlichte nun das staatliche Helmholtz-Zentrum, das von der Bundesregierung finanziert wird, im Fachblatt „Nutrients“ eine Analyse. Im Rahmen der KORA-Age-Studie (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg) wurde das Blut von 1.079 Männern und Frauen im Alter zwischen 65 und 93 Jahren untersucht. Bei 52% fanden sich zu niedrige Werte für Vitamin D, 27% hatten zu wenig B12, 11% zu wenig Eisen und 9% zu wenig Folsäure.

Bei Teilnehmern über 85 Jahren waren die Ergebnisse noch schlechter (Vitamin D -74%, B12 -38%, Eisen -20%, Folsäure -18%). Dabei hatte man hier die – ohnehin schon zu niedrigen – offiziellen Grenzwerte zugrunde gelegt. Nach Aussage von Experten sind diese aber gerade hoch genug, damit keine gravierenden Mangelerscheinungen auftreten, wie z.B. Osteoporose oder Muskelschmerzen. Die zur Vorbeugung von Mangelerscheinungen geeigneten Optimalwerte liegen deutlich höher. So zeigen Studien, dass Frauen ein umso niedrigeres Brustkrebsrisiko haben, je höher ihr Vitamin-D-Spiegel war (bis zu einer Obergrenze von 150nmol/l oder 100ng/ml).

Auch die „Nationale Verzehrstudie II“ kam im Jahre 2008 zu dem Ergebnis, dass weite Teile der Bevölkerung unterversorgt mit Vitaminen und Mineralstoffen sind.

Woran liegt das?

Zum einen kommen die meisten Deutschen nicht auf die geforderte Mindestmenge von „5 Hände voll Gemüse/Obst“ pro Tag (wobei der Schwerpunkt auf dem Gemüse liegen sollte). Viele Gemüse kommen auch nicht vom Bauern um die Ecke, sondern aus dem Ausland, wo sie – damit sie den Transport überstehen – unreif geerntet werden und dadurch natürlich nicht den Vitalstoffgehalt aufweisen, den reif geerntete Gemüse oder Früchte hätten. Daher ist manchmal gute Tiefkühlware (Gemüse) sogar vorzuziehen, da hier reif geerntet und dann gleich eingefroren wird. Der Verlust an Vitalstoffen ist bei den modernen Gefriermethoden nur gering. Auch hier schneidet Bio-Tiefkühl-Gemüse besser ab als konventionelles.

Zum anderen ist der zunehmende Konsum von Fertigprodukten hier ein wichtiger Faktor, da die meisten industriell hergestellten „Nahrungsmittel“ zwar viel Fett und Zucker enthalten (schmeckt gut..), aber wenig Vitalstoffe. Allenfalls wird als Alibi (und damit man es auf die Packung schreiben darf) das eine oder andere Vitamin zugemischt.

Was ist zu tun?

Zum einen gilt: Möglichst selbst kochen und das Essen dabei nicht „totkochen“. Zum anderen empfehle ich einmal im Jahr die wichtigsten Vitamine und Mineralstoffe im Blut überprüfen zu lassen. So eine Untersuchung kostet unter 100 EUR und man weiß dann wo man steht – und was gegebenenfalls zu tun ist.

Zur Vorsicht rate ich jedoch, Vitamine und Mineralstoffe ohne vorangegangene Blutuntersuchung einzunehmen. „Viel hilft viel“ ist auch in diesem Zusammenhang kein guter Ratgeber. Bei einigen Vitaminen schadet eine mögliche Überdosierung eher, da sie nicht wasserlöslich sind und ein „Zuviel“ nicht einfach wieder ausgeschieden, sondern im Körper eingelagert wird.

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