“Meist beginnt man nicht seine Gesundheit zu erhalten, sondern das, was davon übrig geblieben ist.”
(Deutsches Sprichwort)
Anti-Aging oder besser „Well-Aging“ (also gesund alt werden) ist inzwischen ein großes Thema in der Gesellschaft, der Medizin – auch in der Naturmedizin. Wollten unsere Vorfahren vor allem der Härte des täglichen Lebenskampfes entkommen und träumten deshalb vom „Schlaraffenland“, wo einem die gebratenen Tauben in den Mund fliegen, während man faul herumliegt – ein Traum, dem wir inzwischen hier und da gefährlich nahe gekommen sind – so wünscht man sich heute vor allem ein langes und gleichzeitig gesundes Leben. Dummerweise ist gerade das „Schlaraffenland“ – also die üppige und rund um die Uhr verfügbare Versorgung mit Nahrung bei gleichzeitigem Bewegungsmangel – einer der Gründe für frühzeitige (chronische) Krankheiten, die wiederum die Lebensqualität einschränken und das Alter eher zur Qual werden lassen.
Dann hören wir einfach auf, alt zu werden?
Abschaffen kann das Altern bisher (zum Glück?) niemand, aber es gibt Möglichkeiten, die Gesundheit länger zu erhalten bzw. das Risiko für alternsbedingte Erkrankungen zu senken. Und je früher man damit anfängt, desto besser sind die Aussichten, dass die getroffenen Maßnahmen auch noch etwas bewirken.
Inzwischen forschen auch Universitäten an den Möglichkeiten, die gesunde Lebensphase möglichst zu verlängern. Ein Ansatz ist es, über bestimmte Blutwerte bereits früh mögliche Probleme zu erkennen. Diese Blutwerte sind im Grunde schon lange bekannt, werden aber erst jetzt zur „Früherkennung“ von Tendenzen bei Gesunden eingesetzt, denn Vorbeugung beginnt, wenn man noch nicht krank ist…
Einige wichtige davon sind:
- Der so genannte HOMA-Index, das Verhältnis zwischen Nüchtern-Insulin und Nüchtern-Blutzucker. Steigt er an, dann ist das ein Zeichen dafür, dass der Stoffwechsel beginnt, ein Problem mit dem Zuckerhaushalt zu bekommen. Je höher der Index ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass in einigen Jahren ein Diabetes entstehen kann – und Diabetes macht alt. Außerdem fördern hohe Insulin- und Zuckerspiegel im Blut die Entstehung von Entzündungen (z.B. in den Gelenken) – und Krebs
- Der HbA1C, der so genannte Langzeitzucker, misst, wie viel Zucker an das Hämoglobin der roten Blutkörperchen gebunden ist. Diese Verbindungen entstehen aber nicht nur in den Blutkörperchen, sondern auch in anderen Zellen und damit Organen des Körpers. Die so genannten AGE’s (advanced glycation endproducts) sind stabile Verbindungen aus Zucker und Eiweiß. Je mehr es von ihnen gibt, desto stärker sind die Alterungsprozesse in den Zellen. Daher eignet sich der Blutwert nicht nur dazu, die Einstellung von Diabetikern zu überprüfen, sondern auch dazu, einzuschätzen, wie die Zellalterung in einem Organismus fortschreitet.
- Cystatin-C, ist ein Protein, das ausschließlich über die Nieren ausgeschieden wird. Im Gegensatz zum Kreatinin, was typischerweise als Nierenwert im üblichen Blutbild genommen wird (weil billig), ist das Cystatin-C unbeeinflusst von der Nahrungsaufnahme, Geschlecht, Muskelbestand oder von sportlichen Aktivitäten. Es zeigt daher recht früh zuverlässig an, wie gut die Funktion der Nieren ist, denn auch diese unterliegt der Alterung
- NT-proBNP, ist ein Eiweiß, das in den Herzmuskelzellen gebildet wird, wenn diese unter Druck stehen. Das NT-proBNP ist harntreibend und blutdrucksenkend. Es hilft also das Herz zu entlasten. Je höher der Spiegel von NP-proBNP im Blut ist, desto schwächer ist das Herz. Es ist also ein Frühindikator für eine mögliche Herzschwäche (Herzinsuffizienz).
- CRP, das C-reaktive-Protein, ist ein Eiweiß, das dem Immunsystem dazu dient, abgestorbene Immunzellen und körperfremde Substanzen aus dem Gewebe zu entfernen. Diese entstehen durch Infektionen und Entzündungen. Bei akuten Infekten steigt das CRP stark ein. Ein dauerhaft, also chronisch, erhöhter Spiegel ist dagegen ein Zeichen für chronische Entzündungsprozesse, die mit zunehmendem Alter häufiger sind – und dabei selbst wiederum den Alternsprozess antreiben. Chronische Entzündungen spielen bei praktisch allen Alterskrankheiten, wie Krebs, Arthrose, Demenz, Arteriosklerose usw. eine begünstigende Rolle. Daher ist es wichtig, den Organismus möglichst entzündungsfrei zu halten.
Diese fünf Blutwerte ergänzen die klassischen Blutwerte. Bei vielen meiner Patienten bestimme ich sie in der Regel aufgrund des Verdachts auf bestimmte Erkrankungen. Aber inzwischen empfehlen auch Universitäten die Werte als „Vorbeugung für Gesunde“.
Kennt man seine Tendenzen, dann kann man durch Lebensstiländerungen und/oder Nahrungsergänzungen rechtzeitig einen günstigen Einfluss auf sein weiteres Leben ausüben.