Die herzkranke Gesellschaft?
Blutdrucksenkende Medikamente sind ein Verkaufsschlager der pharmazeutischen Industrie (gefolgt von Cholesterinsenkern).
Diese Medikamente sind ein Segen – für die Menschen, die unter gefährlich hohem Blutdruck oder entsprechenden Vorerkrankungen leiden.
Auch in der Pharmazie kommt man nicht an wirtschaftlichen Zwängen vorbei. Die Entwicklung von Medikamenten ist sehr, sehr teuer (und anderem durch die ständig steigenden Anforderung, die der Gesetzgeber den Unternehmen auflastet). Ein neues Medikament kann mehrere Millionen an Entwicklungskosten bedeuten – noch bevor auch nur ein Euro damit verdient wird. Viele Medikamente kommen nie auf den Markt, da sie in den Zulassungsstudien entweder zu wenig Nutzen oder zu viele Nebenwirkungen zeigen. Das Geld dafür müssen dann die anderen Mittel „einspielen“, die zugelassen werden. Kein Wunder also, dass die Pharmaunternehmen händeringend neue Kunden suchen, denn entweder müsste ein neues Medikament sehr teuer sein – oder eben sehr oft verkauft werden. Und da kann die Sache kritisch werden.
Da Werbung mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln verboten ist, versuchen die Unternehmen über Leitlinien und „Experten-Empfehlungen“ den Kundenkreis zu erweitern.
Bei den Blutdruckwerten bedeutet das beispielsweise, dass die als „gesund“ geltenden Grenzwerte bereits mehrmals nach unten korrigiert wurden. Immer mehr Menschen werden so zu Patienten, die behandelt werden müssen.
Würde die Behandlung aus Entspannungskursen, Ernährungsberatung oder moderatem Ausdauertraining bestehen, alles Dinge, die nachweislich nicht nur den Blutdruck senken, sondern auch der Vorbeugung von Herz-, Kreislauferkrankungen dienen, könnte man das begrüßen. Stattdessen gibt es häufig ein Rezept für einen oder mehrere Blutdrucksenker. Und diese senken auch den Blutdruck.
Nur, bringt das überhaupt etwas – abgesehen von den eventuellen Nebenwirkungen? Lebt man länger, wenn man – leicht erhöhten – Blutdruck senkt? Was habe ich persönlich davon? Gehöre ich zu den Menschen, die laut der Statistik durch die Einnahme dieser Medikamente länger leben – oder gehöre ich zu der anderen Gruppe?
In den letzten Jahren stieg die Anzahl der Verordnung von blutdrucksenkenden Medikamenten stetig an. Eigentlich müssten daher doch immer weniger Menschen einen Herzinfarkt oder Schlaganfall bekommen. Aber leider ist das Gegenteil der Fall.
Vielleicht interessiert Sie zu diesem Thema eine interessante Reportage „Die herzkranke Gesellschaft?“ (ca. 45 Minuten):
https://www.youtube.com/watch?v=cssBghCFnAs