Die oft „Magenschutz“ genannten Präparate wie Pantoprazol®, Omeprazol® und vergleichbare sind beliebt – bei Patienten, aber auch bei Ärzten. Der Grund dafür ist einfach zu erklären: Sie funktionieren gut. Die Präparate hemmen die Produktion von Magensäure, die oft durch falsche Ernährung, Genussmittel, Stress, aber auch Medikamente erhöht ist. Anders gesagt, die Tabletten gaukeln uns vor, es wäre alles in Ordnung, obwohl es dem Magen keineswegs gut geht. Ähnlich wie bei Schmerzmitteln, die zwar den Schmerz nehmen, die Ursache für den Schmerz jedoch nicht.
Und genau wie Schmerzmittel sollte „Magenschutz“ nur kurzzeitig eingenommen werden. Nimmt man ihn länger als 2-3 Wochen am Stück, dann besteht das Risiko, dass man ihn nicht mehr absetzen kann, weil danach die Magensäureproduktion noch stärker ansteigt – und die Beschwerden, die man vor der Einnahme hatte, verstärkt zurückkehren. Ein Teufelskreis entsteht.
Magenschutz langfristig einnehmen?
Das wäre nun nicht das größte Problem, hätten die Mittel bei längerfristiger Einnahme nicht auch noch weitere Langzeitfolgen. Bekannt ist, dass Calcium und andere Mineralstoffe durch die Mittel nicht mehr ausreichend aus der Nahrung aufgenommen werden, mit der Folge, dass unter anderem das Osteoporoserisiko steigt. Bei Älteren zeigen Studien, dass das Risiko für Lungenentzündungen ebenfalls zunimmt, da die Präparate durch das Senken der Magensäure auch den körpereigenen Schutz vor Fremdkeimen, die normalerweise das saure Milieu im Magen nicht überleben, hemmen.
Aktuelle Studien kommen nun zu dem Ergebnis, dass durch die lange Einnahme von Magenschutz – was bei vielen, vor allem älteren Menschen, zur täglichen Tablettensammlung gehört – auch das Risiko für Demenz steigt und zwar um 33%.
Das ist insofern fatal, weil ich fast keinen älteren Patienten kenne, der nicht einen Magenschutz auf dem Einnahmezettel seiner Ärzte aufgeführt hat. Viele Tabletten wie Aspirin, manche Blutdrucksenker und vor allem Schmerz- und Rheumamittel belasten den Magen. Und damit der Patient die Mittel weiter einnehmen kann, verordnen viele Ärzte automatisch gleich einen Magenschutz mit.
Demenz ist eine der am stärksten ansteigenden Alterserkrankungen. Generell wird dafür das höhere Lebensalter verantwortlich gemacht, das heute mehr Menschen erreichen, als früher. Das ist sicher auch nicht ganz falsch, nur ist es eben nur die Hälfte der Wahrheit. Viele der häufig angewendeten Altersmedikamente stehen in Verdacht, nicht nur auf den Magen zu „gehen“, sondern auch aufs Hirn – und können so die Entstehung von Demenz begünstigen.
Vor allem die so genannten Anticholinergika, unter anderem zur Behandlung von Parkinson, COPD, Blasenschwäche, aber auch depressiven Verstimmungen – alles Beschwerden, die bei Älteren oft auftreten – erhöhen das Risiko für Demenz und zwar um bis zu 50% (https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/gehirn/demenz/arzneimittel-als-ausloeser-von-demenz_id_10866476.html ).
Nun kommt der Magenschutz auch noch dazu. https://www.scinexx.de/news/medizin/magensaeure-hemmer-koennen-demenzrisiko-erhoehen/
Magensäure – ist es immer zu viel?
Interessant ist auch, dass viele Beschwerden, die sehr oft mit einem zu viel in Verbindung gebracht werden, auch an einem zu wenig an Magensäure liegen können.
Ein niedriger Magensäuregehalt kann dazu führen, dass der Magen die Nahrung nicht ausreichend zerkleinern und damit zersetzen kann. Dadurch kann es zu einer langsameren Magenentleerung kommen, sprich die Nahrung bleibt länger im Magen, bildet dort Gase. Dies erhöht den Druck im Magen und kann den unteren Schließmuskel der Speiseröhre (Ösophagussphinkter) entspannen, was den Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre begünstigt und Sodbrennen verursachen kann. Des Weiteren können zu große Bestandteile der Nahrung in den Darm gelangen, was zu Bauchschmerzen und Blähungen führen kann.
Durch den Mangel an Magensäure kann auch die Aufnahme von Eiweißen, Vitaminen und Mineralstoffen gehemmt werden.
Die Magensäure fördert die Aufnahme des Vitamin B12, in dem sie die Freisetzung von den Nahrungsproteinen erleichtert. Zudem unterstützt die Magensäure bei der Abtötung von Erregern und Keimen. Liegt also ein Magensäuremangel vor, kann es zu einem Vitamin B12-Mangel und häufigeren Infekten kommen. Ebenso wie bei der Eiweißverdauung ist die Magensäure auch an der Kohlenhydratverdauung beteiligt.
Symptome eines Magensäuremangels
Hat man einen Magensäuremangel, sind folgende Symptome zu beobachten:
- Blähungen,
- Übelkeit,
- Magendruck,
- Sodbrennen,
- Durchfall,
- Völlegefühl und Müdigkeit
- Konzentrationsprobleme.
Mit relativ einfachen Tests, die Sie zu Hause durchführen können, lassen sich erste Hinweise ableiten, ob vielleicht zu wenig Magensäure eventuelle Beschwerden verursacht:
Selbsttest mit Natron
Lösen Sie einen halben Teelöffel Natron in einem halben Glas Wasser auf und rühren Sie die Mischung gut um. Trinken Sie das Natron-Wasser am Morgen direkt nach dem Aufstehen. Wichtig ist, dass Sie davor nichts essen, sondern die Mischung auf nüchternen Magen trinken. Versuchen Sie, dabei so wenig wie möglich Luft zu schlucken, indem Sie das Wasser langsam trinken.
Stellen Sie sich nun einen Timer auf fünf Minuten und achten Sie in dieser Zeit darauf, ob und wie häufig Sie aufstoßen müssen. Stoßen Sie nicht oder kaum auf, könnte ein Magensäuremangel vorliegen. Müssen Sie sehr häufig aufstoßen, liegt die Vermutung nahe, dass Ihr Magen ausreichend Magensäure bildet.
Es wird empfohlen, diesen Test dreimal hintereinander am Morgen durchzuführen, um so herauszufinden, wie viel Sie durchschnittlich aufstoßen müssen. Leiden Sie an Bluthochdruck oder Herzproblemen, sollten Sie Natron wegen des hohen Gehalts an Natrium nicht einnehmen. Sie können alternativ den Rote-Bete-Test nach Dr. Switzer durchführen.
Selbsttest mit Rote-Bete-Saft
Beim Rote-Bete-Test nach Dr. Switzer sollen ca. 60-100 ml frischer Rote-Bete-Saft getrunken werden. Verfärbt sich Ihr Urin oder Ihr Stuhl nach dem Trinken dunkellila oder rot, könne dies ein Hinweis dafür sein, dass Sie an Magensäuremangel leiden.
Der Grund dafür liege darin, dass Menschen mit einem niedrigen Magensäurespiegel den Farbstoff Betanin, der der roten Bete seine intensive Farbe verleiht, nicht abbauen könnten und diesen daher unverändert über den Urin wieder ausscheiden.
Natürliche Behandlungsmethoden eines Magensäuremangels
Hier einige Tipps, welche natürlichen Mittel bei Magensäuremangel helfen können und welche Änderungen des Lebensstils dabei hilfreich sind.
Apfelessig vor den Mahlzeiten hilft bei Magensäuremangel
Apfelessig liefert Essigsäure, die wenigstens den pH-Wert im Magen etwas senken kann. Betroffene empfinden die Essigeinnahme als sehr angenehm. Menschen mit Säureüberschuss hingegen reagieren nach Apfelessig eher mit Sodbrennen. Apfelessig hilft überdies bei der Regulierung der Darmflora.
Nehmen Sie direkt vor den Mahlzeiten einen Esslöffel Apfelessig mit sehr wenig Wasser zu sich.
Bitterstoffe vor dem Essen
Bitterstoffe werden schon seit hunderten von Jahren zur Verdauungsförderung eingesetzt, da sie die Speichelproduktion und auch konkret die Magensäurebildung anregen und damit das Verdauungssystem in Gang bringen.
Leiden Sie also an einem Mangel an Magensäure, können etwa Präparate aus Enzianwurzel, Löwenzahn, Wermut, Klettenwurzel, Bittermelone, Artischockenblättern oder Süßholzwurzel helfen.
Bitterstoffe gibt es als Tropfen, Pflanzensäfte oder als Kapseln
Bittere Pflanzen wie z.B. Chicorée, Endiviensalat, Löwenzahn u.a. häufig in den Essensplan einbauen.
Verdauungsenzyme vor den Mahlzeiten
Essig kann zwar den pH-Wert im Magen senken, aber natürlich keine Verdauungsenzyme ersetzen. Wenn bei Ihnen der Magensäuremangel so stark ausgeprägt ist, dass sich bei Ihnen Nährstoffmängel entwickelt haben, können Sie zu Präparaten mit Verdauungsenzymen greifen, die Ihre eigenen fehlenden Enzyme vorerst ersetzen können.
Diese nimmt man direkt vor dem Essen ein – braucht sie dann aber nicht mehr, wenn der Magensäuremangel irgendwann wieder behoben ist. Sie können sich passende Präparate vom Arzt verschreiben lassen.
Manuka-Honig kann bei Magensäuremangel hilfreich sein
Manuka-Honig ist eine Honigsorte aus Neuseeland, die köstlich schmeckt und zudem eine Reihe heilsamer Wirkungen hat.
Unter anderem soll er ein wirksames Mittel bei der Bekämpfung einer Helicobacter-pylori-Infektion sein, die mit einem Magensäuremangel einhergehen kann. Auch Reflux und Magengeschwüre können damit behandelt werden.
Bestehen Ihre Beschwerden über einen längeren Zeitraum und bessern sich mit diesen einfacheren Mitteln nicht, ist ein Besuch beim Arzt oder Heilpraktiker erforderlich.