Heilpraktiker – ein Berufsbild

Was macht ein Heilpraktiker?

Immer mehr Menschen wenden sich mit Fragen und gesundheitlichen Problemen an Heilpraktiker. Eventuell bekommen sie von Ihrem Arzt zu hören, dass sie austherapiert sind und mit ihren Schmerzen leben müssen oder aber möchten nicht mehr so viele Medikamente einnehmen aufgrund der Nebenwirkungen. Wieder andere Patienten möchten vorbeugend etwas für ihre Gesundheit tun.
Leider kursieren aber immer noch Vorurteile gegenüber Heilpraktikern wie „diese Kügelchen helfen sowieso nicht, alles nur Placebo“ oder „Heilpraktiker sind Scharlatane“. Grund dafür sind meist die „schwarzen Schafe“, von denen man in den Medien hört und so wird schnell ein ganzer Berufsstand über einen Kamm geschoren. Gerade in Zeiten des Sommerlochs greifen die Medien gerne wieder in diese Schublade.

 

Was ist ein Heilpraktiker?

Als Heilpraktiker wird in Deutschland bezeichnet, wer die Heilkunde berufs- oder gewerbsmäßig ausübt, ohne als Arzt oder psychologischer Psychotherapeut approbiert zu sein (§1 Heilpraktikergesetz). Die Ausübung der Heilkunde bedarf in Deutschland der staatlichen Erlaubnis. Der Heilpraktiker übt seinen Beruf eigenverantwortlich aus und zählt zu den freien Berufen im Sinne von §18 EStG. (wikipedia)

Welche Ausbildung hat ein Heilpraktiker?

In der Regel verfügt der Heilpraktiker über eine umfangreiche medizinische Ausbildung, ohne die das Bestehen der amtsärztlichen Überprüfung beim zuständigen Gesundheitsamt nicht möglich ist. Die Tätigkeit des Heilpraktikers wird durch Gesetze und Verordnungen geregelt. So darf ein Heilpraktiker im Gegensatz zum Arzt z. B. keine verschreibungspflichtigen Medikamente verordnen, bestimmte Infektionskrankheiten gemäß Infektionsschutzgesetz nicht behandeln oder keine Geburtshilfe leisten.
Viele Menschen fragen sich, was für medizinische Kenntnisse ein Heilpraktiker hat. Ich möchte Ihnen deshalb einen kurzen Überblick über den Prüfungsstoff zum Bestehen der Heilpraktikerprüfung geben. Er umfasst neben vielen Bereichen der Schulmedizin auch rechtliche Fragen, fachpraktische Themengebiete und naturheilkundliche Bereiche:

  • Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie des Menschen
  • Kenntnisse in der allgemeinen Krankheitslehre, Erkennung und Unterscheidung von Volkskrankheiten (besonders Stoffwechsel- und Herz-Kreislauferkrankungen, degenerative und übertragbare Krankheiten), Pathologie des Menschen, Psychopathologie
  • Erkennung und Erstversorgung akuter Notfälle und lebensbedrohlicher Zustände
  • Techniken der klinischen Befunderhebung (Diagnose, Differentialdiagnose, klinische Untersuchungen wie Inspektion, Palpation, Auskultation, Perkussion und Funktionsprüfungen der Organe und Körpersysteme)
  • Beurteilung grundlegender Laborwerte
  • Injektions– und Punktionstechniken, Blutabnahme
  • Praxishygiene, Desinfektion, Sterilisation
  • Berufs- und Gesetzeskunde (einschließlich der gesetzlichen Pflichten und Einschränkungen)
  • Anwendungsgebiete, Grenzen, Gefahren und Kontraindikationen von diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen der Naturheilkunde.

 

Parallel zu der eher schulmedizinisch geprägten Heilpraktikerausbildung wählt der Heilpraktiker die naturheilkundlichen Methoden aus, mit denen er später arbeiten möchte und die er in weiteren Ausbildungen erlernt und vertieft. Übrigens besteht für Heilpraktiker eine selbständige Weiterbildungspflicht, um mit den angebotenen Therapien immer auf dem neuesten Stand zu sein.

 

Was macht ein Heilpraktiker anders als ein Arzt?

Ärzte behandeln in erster Linie die Symptome von Krankheiten. Das geht meist sehr schnell und der Patient ist erst mal zufrieden. Nach den Ursachen der Krankheit wird allerdings nicht gesucht. So verwundert es nicht, dass der Patient erneut krank wird, jetzt vielleicht an anderer Stelle oder dass eine Krankheit chronisch wird. In manchen Fällen ist es absolut sinnvoll und notwendig, symptomatisch zu behandeln, z.B. bei schweren bakteriellen Erkrankungen, die mit Antibiotika behandelt werden müssen. Aber auch hier sollte nach der Ursache gesucht werden.
Der Heilpraktiker behandelt nicht nur die Symptome, sondern den ganzen Menschen. Er behandelt „ganzheitlich“, Körper, Geist und Seele. Der Heilpraktiker versucht, die Krankheit „an der Wurzel zu packen“, nach der Ursache zu suchen und mögliche Zusammenhänge zu erkennen, um so das erneute Aufflammen der Erkrankung zu verhindern und bestenfalls gänzliche Heilung zu erreichen. Ein großer Vorteil ist die Zeit, die sich ein Heilpraktiker für seinen Patienten nehmen kann. Viele Patienten schätzen es, sich endlich einmal alles von der Seele reden zu können und jemanden zu haben, der ihnen zuhört und sie und ihre Beschwerden ernst nimmt. Meist sind die Patienten ganz erstaunt, was der Heilpraktiker alles wissen möchte.

Mit welchen Therapiemöglichkeiten arbeitet ein Heilpraktiker?

Der Heilpraktiker heilt mit Hilfe der Natur. Es stehen hier vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung, wie pflanzliche, homöopathische oder mikrobiologische Arzneimittel, die mit manuellen Methoden, wie Massagen, Akupunktur, Reflexzonentherapien, Ausleitungsverfahren, Chiropraktik, Osteopathie etc. verbunden werden können, je nach Therapieangebot des Heilpraktikers. Mit naturheilkundlichen Therapien werden Impulse gesetzt, die die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen sollen. Das geht natürlich nicht von jetzt auf gleich und hier ist der Patient ebenso gefragt. Es bedeutet vor allem, etwas Geduld zu haben, aktiv mitzuarbeiten, Entscheidungen für sich zu treffen und die Bereitschaft mitzubringen, seine Lebensumstände zu überdenken (z.B. Umgang mit Stress, Bewegung, Ernährung, allgemeine Lebensführung).

 

Was hindert Menschen daran, einen Heilpraktiker aufzusuchen?

Neben der Aussage „das hilft sowieso alles nicht“ bleibt dann noch das Thema „das kann ich mir nicht leisten“. Tatsächlich erstatten die Krankenkassen in der Regel Heilpraktikerleistungen nicht, es sei denn, Sie sind privat versichert oder haben eine Zusatzversicherung für Heilpraktikerleistungen abgeschlossen.
Aber sind wir doch einmal ehrlich. Viele von uns fahren nicht nur einmal im Jahr in den Urlaub, sondern mehrmals. Die Reiseziele liegen sehr oft im Ausland und werden immer exotischer. Des Weiteren fahren die meisten von uns ein Auto. Was tun Sie, wenn ein rotes Lämpchen brennt? Tauschen Sie das rote Lämpchen  einfach aus und gut? Oder fahren Sie schnellstmöglich in die nächste Werkstatt, um die Ursache zu finden, koste es was es wolle? Nützt ja nichts – gänzlich ohne Auto geht es nicht (bzw. wird es schwierig).Und wenn es in die „Jahre“ gekommen ist, dann wird eben ein neues gekauft. Und wie sieht es mit Ihrer Gesundheit aus? Nachdenklich geworden … ?

Gesundheit ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein großes Geschenk, ein Wert, für den man aktiv etwas tun muss und in den man auch mal investieren sollte. Ihre Gesundheit ist nicht austauschbar wie ein Auto. Deshalb: Seien Sie achtsam mit sich und Ihrem Körper!

„Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“
(Arthur Schopenhauer)

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