KPU / HPU – eine vergessene Krankheit

KPU / HPU – eine vergessene Krankheit?

Kennen Sie das auch? Sie können sich schlecht Namen oder Einkaufslisten merken, aber wenn es um komplexe Zusammenhänge geht, verstehen Sie diese besser als andere? Ist ihr Kind in der Schule oder im Kindergarten oft unkonzentriert oder es wird sogar schon an Diagnosen wie ADS/ADHS gedacht? Dann könnte es sein, dass Sie / Ihr Kind Pyrroliker sind. Doch was ist das?

Definition

KPU steht für Kryptopyrrolurie („Krypto“ = verborgen / „Pyrrol“ = Abbauprodukte des Häms (Teil des Hämoglobins) / „Urie“ = Ausscheidung über den Urin). Eine andere Variante ist HPU (= Hämo-Pyrrollaktam-Urie).

Geschichte

In den 1960er Jahren stellte man fest, dass es Patientengruppen mit ähnlich gelagerten Störungen und in den späteren Jahren ähnlichen Krankheiten gab. Damals nannte man diese Erkrankung „Malvaria“. Dr. Dr. Carl Pfeiffer vom Brain Bio Center in Princeton, New Jersey, machte 1970 umfassende klinische Untersuchungen über die Kryptopyrrolurie.

Man stellte fest, dass diese Patienten genetisch vermehrt Pyrrole (Abbauprodukte des Hämoglobins) über den Urin ausschieden. Dies alleine wäre noch nicht schlimm gewesen. Der Körper bindest die Pyrrole jedoch eine ganze Reihe von Nährstoffen, damit er sie ausscheiden kann, vor allem an die Stoffe Vitamin B6, Zink, Chrom III und Mangan. Die Folge ist, dass diese Menschen unter chronischen Mangelerscheinungen leiden, da die verstärkte Ausscheidung nicht kompensiert werden kann

Ätiologie

KPU / HPU ist eine Störung der Produktion des Häms in den Mitochondrien. Sie gehört damit zu den Porphyrien und wird durch die Mutter an die Kinder vererbt (Mitochondrien werden ausschließlich durch die weibliche Eizelle weitergegeben, da der männliche Samen keinerlei Mitochondrien enthält).

Inzidenz

Etwa 10% der Bevölkerung sind von dieser Krankheit betroffen. Damit ist sie eine gar nicht mal so seltenen Stoffwechselerkrankung. Und gleichzeitig wird sie nur selten erkannt.

Folgen

Zum einen sind durch die Nährstoffmängel verschiedene Störungen im Bereich des Nervenstoffwechsels die Folge, vor allem im Bereich des Kurzzeitgedächtnisses. Gleichzeitig versucht das Gehirn dies durch stärkere Vernetzung auszugleichen, das heißt viele dieser Menschen können komplexe Zusammenhänge besser verstehen als andere und nehmen viel mehr war.

Stellen Sie sich mal einen Bilderbuch-Professor vor: In seinem Fachgebiet weiß er alles, aber wie die Namen seiner Assistenten sind oder was er zum Mittagessen hatte, kann er sich nicht merken.

Aber auch ganz wichtig ist dies für Kinder. Stellen Sie sich vor, Sie nehmen sich sehr viel gleichzeitig wahr. Dort singt ein Vogel, hier raschelt ein Blatt, dort fällt ein Stift runter und vorne spricht die Lehrerin. Diese Kinder haben ein Problem damit, sich auf den Lehrer, auf einen Reiz aus den vielen, zu „fokussieren“. Und dann ist irgendwann die Diagnose ADS oder ADHS durchaus möglich. Dabei braucht der Körper bestimmte, ihm fehlende, Nährstoffe. Daher sollte immer auch an KPU/HPU gedacht werden, bevor weitere Schritte und Therapien eingeleitet werden.

Da die Krankheit eine Störung des Hämabbaus und dies ein Teil des Entgiftungssystems des Körpers ist, sind diese Menschen anfälliger für Wechselwirkungen mit z.B. Medikamenten. Auch die körpereigenen Stoffwechselendprodukte können zu Problemen führen

Stellen Sie sich folgende (ehrliche) Fragen:

  • Haben Sie Schwierigkeiten, sich Namen zu merken (vielleicht wenden Sie Tricks dazu an)?
  • Müssen Sie immer alles aufschreiben, damit sie nicht vergessen, was sie einkaufen wollten?
  • Vokabeln auswendig zu lernen ist sehr schwierig?
  • Haben Sie weiße Flecken auf den Nägeln?
  • Erinnern Sie Träume sehr selten bis nie?
  • Haben Sie das Gefühl, Zusammenhänge in vielen Bereichen besser verstehen zu können als andere?

Wenn Sie die meisten dieser Fragen mit „Ja“ beantworten können, besteht die Möglichkeit, dass Sie eine KPU / HPU haben.

Symptome

Typische Symptome bei Kindern sind:

  • Ängste
  • Schlafstörungen
  • Hyperflexibilität der Sehnen, Bänder, Gelenke
  • Verdacht auf ADS / ADHS (90-95%)
  • Schul-, Lernschwierigkeiten
  • Allergien
  • Fruktose- / Histaminintoleranz

Durch die permanente Unterversorgung und die Konzentrationsschwäche kann es auf die Dauer zu folgenden Erkrankungen kommen:

  • AD(H)S: Die Konzentrationsschwäche wird gerne als fehlende Aufmerksamkeit interpretiert, da diese Kinder sich schlechter „fokussieren“ können.
  • Parkinson: Eines der Vitamine ist auch an der Umsetzung von L-Dopa zu Dopamin beteiligt und dadurch kommt es zum Dopaminmangel (= Parkinson)
  • Alzheimer: Der permanente Mangel schädigt über einen langen Zeitraum das Nervensystem, bis im höheren Alter die Demenz ausbricht
  • Schizophrenie
  • MS
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Lebererkrankungen
  • Arthrose (Manganmangel)
  • Osteoporose, Rheuma
  • Burnout, Hashimoto, Schlafstörungen
  • Psychische Störungen
  • Reizdarm / Reizmagen
  • Fibromyalgie
  • Autoimmunerkrankungen
  • Medikamentenempfindlichkeit
  • Haarausfall
  • usw.

Diagnose und Therapie

Die Diagnose erfolgt über einen Urintest und die Therapie besteht in der Substitution der fehlenden Mikronährstoffe; in der Regel ein Kombipräparat aus Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.

Unter anderem auf dieser Webseite können Sie sich weitergehend informieren, sofern Sie noch mehr über diese Erkrankung erfahren möchten.

KPU / HPU – eine vergessene Krankheit